501 historische Ansichtskarten
Die Ausstellung #UNGELAUFEN präsentiert die Ansichtskarten-Sammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt, welche 501 Karten beinhaltet.
Von Klagenfurt aus in die ganze Welt
Im Jahr 1869 wurde die Postkarte unter dem Namen „Correspondenzkarte“ in Österreich-Ungarn eingeführt. Als ihr Erfinder gilt der gebürtige Klagenfurter Nationalökonom Emanuel Herrmann (1839-1902), der seinen Kollegen in der Schweiz und in Deutschland in der Umsetzung der Idee ein Jahr zuvorkam. Trotz anfänglicher moralischer Bedenken über die öffentlich einsehbaren Kurznachrichten, die das Briefgeheimnis nicht gewährten, trat das neue Kommunikationsmittel seinen unaufhaltsamen Siegeszug an. Bereits 1888 waren in 35 Ländern der Welt Ansichtskarten erhältlich. In Österreich-Ungarn erreichte der Ansichtskarten-Boom 1912 seinen Höhepunkt.
Wussten Sie, dass…
Ansichtskarten, die nicht verschickt wurden,
als „ungelaufene Postkarten“ bezeichnet werden.
„Ansichtskartenseuche“
Die Entwicklung bewog den Satiriker Karl Kraus (1874-1936) dazu, von einer „Ansichtskartenseuche“ zu schreiben. Die kostengünstige Alternative zur Briefpost war für alle sozialen Kreise attraktiv und traf den Nerv der Zeit, die geprägt war von steigender beruflicher und touristischer Mobilität. Der Austausch über räumliche Distanzen hinweg erfolgte vor der Etablierung des Telefonnetzes vorwiegend schriftlich. Um 1900 wurde die Post mehrmals täglich zugestellt.
Wussten Sie, dass…
Postkarten ursprünglich nicht bebildert waren,
sondern nur Adress- und Textfelder hatten?
„Hier ist es schön“
Waren die ersten Correspondenzkarten noch nicht illustriert, blühte der Markt für Bildpostkarten ab Mitte der 1880er-Jahre auf. Die anfangs von Fotografien abgezeichneten und lithografisch reproduzierten Illustrationen wurden von kostengünstigen fotomechanisch hergestellten Mehrfarbendrucken abgelöst. Das Angebot an Motiven war reichhaltig: Neben Grußkarten für Anlässe, wie Geburtstage, Weihnachten oder Ostern, waren vor allem Karten für touristische Zwecke weitverbreitet. Dabei galt es, die Schönheiten der beworbenen Orte und Regionen hervorzuheben. Der in Klagenfurt geborene Schriftsteller Robert Musil (1880-1942) hat die Inszeniertheit von Urlaubspostkarten, bei der die schönen Fotografien auf der Bildseite den formelhaften Mitteilungen auf der Textseite entsprechen, im Essay „Hier ist es schön“ thematisiert.
Galerie im eigenen Heim
Mit dem Versenden von Ansichtskarten vermittelt man den Daheimgebliebenen nicht nur, dass man an sie denkt, sondern man zeigt ihnen auch den Ort der Reise. In den frühen Jahren der Postkartengeschichte war der Besitz von Ansichtskarten aber auch ein Mittel, sich die „große Welt“ ins eigene Heim zu holen. Ereignispostkarten und Serien, wie jene über die Errichtung der Karawankenbahn, hatten Nachrichtencharakter. Auch aus diesem Grund waren sie schon bald ein beliebtes Sammelobjekt. Es entstand ein großer Markt, auf dem sogar Sammelboxen und Sammelalben angeboten wurden.
Wussten Sie, dass…
die Post in Wien um 1900 bis zu siebenmal täglich zugestellt wurde?
Die Sammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt
Die hier ausgestellten Ansichtskarten aus der Universitätsbibliothek Klagenfurt entstammen einer privaten Sammlung. Wer sie angelegt hat, ist nicht bekannt. Ebenso wenig weiß man, wann sie in die Klagenfurter Studienbibliothek – und damit später in die Universitätsbibliothek – gelangt ist. Wir wissen lediglich, dass Richard Fuchs, der die Bibliothek von 1942 bis 1953 leitete, dem Konvolut einige Exemplare hinzufügte. Seine Karten stammen aus der Familienkorrespondenz und sind alle „gelaufen“ – sie wurden also versendet.
# VERLAG und DRUCK
Wer davon ausgeht, dass Ansichtskarten eine authentische Realität widerspiegeln, liegt falsch. Bereits um die Jahrhundertwende wurden Ansichtskarten einem intensiven Bearbeitungsprozess unterzogen!
Erfahren Sie mehr darüber, wie Verleger dafür sorgten, die schönsten Karten auf den Markt zu bringen…
# BILD und SPRACHE
Ansichtskarten kommunizieren über Bilder und Texte. Neben persönlichen Mitteilungen für die Empfänger*innen halten sie weitere Informationen bereit.
Erfahren Sie mehr darüber, welche Botschaften Ansichtskarten über Bild und Sprache vermitteln …
# BERGE und BAUWERKE
Galt das Hochgebirge lange Zeit als furchterregendes Terrain, nahm der Alpinismus um die Jahrhundertwende zu. Von Städten wie Klagenfurt ging es hinauf auf die Berge!
Erfahren Sie mehr über die Eroberung der Bergwelt, das historische Klagenfurt und die ins Zentrum von Ansichtskarten platzierten Kirchen…
# INDUSTRIE und EISENBAHN
Um 1900 waren Fabriksgebäude ein beliebtes Ansichtskartenmotiv, das für Fortschrittlichkeit und die Prosperität von Regionen stand. Auch der Eisenbahnbau fand Eingang in das Bildrepertoire und sollte den Aufbruch in die Moderne symbolisieren.
Erfahren Sie mehr über Ansichtskarten in der Zeit der Industrialisierung…
# FIGUREN und TRACHTEN
Personen in Tracht waren um 1900 ein beliebtes Ansichtskartenmotiv zur Bewerbung der Sommerfrische. Nicht alle auf Ansichtskarten abgebildeten Personen waren jedoch tatsächlich vor Ort, wenn die Fotografie entstand.
Erfahren Sie mehr über die Darstellung von Personen auf Ansichtskarten…
# KUNST und KARTEN
Von Künstler*innen gestaltete Ansichtskarten nennt man „Künstlerpostkarten“. In der Sammlung der Universitätsbibliothek Klagenfurt befinden sich u.a. Künstlerpostkarten des Kärntner Landschaftsmaler Eduard Manhart und des Bildhauers Raoul Frank.
Erfahren Sie mehr über die Künstlerpostkarten und ihre Gestalter…